Interview: EOS Board über das Geschäftsjahr 2023/24 - EOS in Deutschland
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Marwin Ramcke, CEO, steht mit blauem Anzug und der rechten Hand in der Hosentasche in einem hellen Raum.
  • Im anspruchsvollen Geschäftsjahr 2023/24 erzielte die EOS Gruppe mit einem EBITDA von 412,9 Millionen Euro ein sehr gutes Ergebnis.
  • Die Investitionen in NPLs lagen mit rund 583,5 Millionen Euro deutlich unter dem Ausnahmejahr 2022/23.
  • Internationalität und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg sind wesentliche Faktoren für den Erfolg.
Erfolgreiche Performance trotz wirtschaftlicher Herausforderungen: Wie sich das Geschäft in den Regionen entwickelt hat, warum Nachhaltigkeit ein wichtiger Schwerpunkt bleibt und EOS bestens für die Zukunft gerüstet ist. Das Board-Interview mit Marwin Ramcke, Vorsitzender der Geschäftsführung, und den Geschäftsführern Justus Hecking-Veltman (Finanzen), Carsten Tidow (Osteuropa), Stephan Ohlmeyer (Zentraleuropa) und Sebastian Pollmer (Westeuropa).

Im Geschäftsjahr 2023/24 hat EOS ein Ergebnis von 412,9 Millionen Euro (EBITDA) erwirtschaftet, ein Rückgang gegenüber dem herausragenden Vorjahr. Wie ist diese Entwicklung einzuordnen?

Marwin Ramcke: 
Wir blicken zurück auf ein herausforderndes, aber auch sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Hohe Zinsen, der Krieg in der Ukraine und eine hohe Inflation in großen Teilen Europas haben uns auch in diesem Jahr wieder beschäftigt und werden es weiterhin tun. Aber wir sind bereit und motiviert, diese Herausforderungen anzunehmen. Als starker Partner für die Wirtschaft sind wir sehr gut aufgestellt. Vor dem beschriebenen Hintergrund ist dies ein sehr gutes Ergebnis und sogar das zweitstärkste Ergebnis in der 50-jährigen Geschichte der EOS Gruppe. Unseren Erfolg verdanken wir den mehr als 6.000 Menschen, die bei uns arbeiten. Sie alle haben ihren Teil beigetragen – und es ist mir wichtig, auf diesem Weg jede*r*m Einzelnen von ihnen zu danken. Als Länder besonders hervorheben möchte ich Frankreich, Dänemark, Polen, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland und Slowenien, die in diesem Jahr sehr stark waren. 

Justus Hecking-Veltman:
Trotz des Rückgangs im Ergebnis konnte sich unsere Performance in diesem Jahr sehen lassen. Unsere internationalen Teams haben einmal mehr einen herausragenden Job gemacht. Insgesamt sind unsere Investitionen zwar deutlich gesunken, wir konnten aber einige wesentliche Forderungskäufe in zwei- oder dreistelliger Millionenhöhe tätigen und damit unsere starke Position am Markt bestätigen. Der Kauf von Forderungspaketen wird auch künftig im Fokus der EOS Gruppe bleiben. Wir setzen auf langfristigen Erfolg.

Abseits der Zahlen – welche inhaltlichen Themen waren in diesem Geschäftsjahr wichtig?

Marwin Ramcke:
Ein für uns zentrales Thema war die Umsetzung der NPL-Richtlinie, die wir mit äußerster Sorgfalt durchführen. Sehr stolz bin ich auch auf unser erstes ESG Risk Rating, das wir im vergangenen Jahr von der renommierten Ratingagentur Morningstar Sustainalytics erhalten haben. EOS gehört hier zu den besten zwei Prozent aller bewerteten Unternehmen der Branche „Consumer Finance“. Diese Spitzenposition auf Anhieb zu erreichen, zeigt, dass unsere Corporate Responsibility Strategie erfolgreich ist. Das Ergebnis ist auch ein Ansporn, jeden Tag noch ein bisschen besser zu werden. Denn Nachhaltigkeit wird ein Schwerpunkt unserer Arbeit bleiben.

Zudem freut es mich sehr, dass wir zwei neue Mitglieder im EOS Board begrüßen durften: Dr. Stephan Ohlmeyer für die neu geschaffene Region Zentraleuropa und Sebastian Pollmer für Westeuropa. Stephan hat extrem viel Erfahrung im Markt, und Sebastian bringt mit seinem jungen Alter schon umfangreiches EOS Know-how ebenso wie viel innovativen Antrieb mit. Ich denke, das ist ein wichtiges Signal an alle Kolleg*innen, dass wir bei EOS den Wandel suchen und offen sind für neue Ansätze.

Nicht zuletzt gibt es im laufenden Jahr eine weitere Veränderung: Ich finde es klasse, dass wir mit Dr. Eva Griewel nicht nur eine fantastische ehemalige Kollegin, sondern auch eine absolute Finanz-Expertin dafür gewinnen konnten, zu EOS zurückzukehren und ab August 2024 die Position des CFO zu übernehmen. Und ich möchte die Gelegenheit nutzen, unserem CFO Justus von Herzen für seine Leistungen, sein überragendes Engagement und seine Integrität zu danken. Ihm gebührt mein allergrößter Respekt: Er ist Teil der enormen Erfolgsgeschichte, die EOS in den vergangenen Jahren schreiben konnte.

Justus Hecking-Veltman:
Vielen Dank, Marwin! Ich darf auf 17 großartige und erfolgreiche Jahre bei EOS zurückblicken, in denen wir über 7 Milliarden Euro investiert haben. In allen Jahren haben wir eine zweistellige Kapitalverzinsung erreicht, was die hohe Kompetenz der Gruppe bei der Bewertung von Investitionsmöglichkeiten und eine hohe operative Leistungsfähigkeit bescheinigt. Und ich danke allen Kolleg*innen der EOS Gruppe wie auch der Otto Group für die vertrauensvolle Zusammenarbeit! Meiner Nachfolgerin Eva Griewel wünsche ich in ihrer neuen Aufgabe alles Gute und eine glückliche Hand.
Justus Hecking-Veltman, CFO, mit einem wald-grünen Pullover und weißem Hemd, steht in einem hellen Raum.
Justus Hecking-Veltman, CFO der EOS Gruppe bis Juli 2024
Eva Griewel, Frau mit rosa-farbenem Blazer und weißem Shirt steht in einem hellen Raum
Eva Griewel, verstärkt ab August 2024 das EOS Board als CFO
Stephan Ohlmeyer:
Ich kann ergänzen, dass ich mich bei EOS sehr willkommen und super aufgenommen fühle. Besonders beeindruckt mich die Tatkraft und Energie aller Kolleg*innen. Die neue Region Zentraleuropa wird enorme Synergien für die gemeinsame Geschäftsentwicklung schaffen und ist ein Gewinn für die gesamte EOS Gruppe.

Sebastian Pollmer:
Ich freue mich, Verantwortung für die großartige Region Westeuropa übernehmen zu dürfen. Unsere Gesellschaften in dieser Region sind sehr gut entwickelt und werden auch in Zukunft weiter starke Partner für Banken und Unternehmen sein. Vielfalt und Zusammenarbeit sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren. Deshalb setze ich mich dafür ein, Chancengleichheit für alle zu schaffen, mit besonderem Augenmerk auf der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung von Frauen in Führungspositionen.
Sebastian Pollmer, Mann steht in einem weißen Hemd und blauen Hosenträgern in einem hellen Raum.

Vielfalt ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Deshalb setze ich mich dafür ein, Chancengleichheit für alle zu schaffen.

Sebastian Pollmer
Geschäftsführer der EOS Gruppe und zuständig für Westeuropa

Bleiben wir bei den Regionen. Wie hat sich das Geschäft in Osteuropa entwickelt?

Carsten Tidow:
Die Region Osteuropa hat mit starker operativer Performance und hohen Investitionen im Wert von 212,5 Millionen Euro ein großartiges Ergebnis erzielt – und das, obwohl wir auch dort erheblichen Gegenwind durch die Zinserhöhungen haben. Wir konnten in vier Ländern der Region (Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Polen und Griechenland) ein neues Rekordergebnis erwirtschaften. Ich bin sehr stolz auf alle Kolleg*innen, die neue Wege gegangen sind und alles gegeben haben. Danke an dieser Stelle an das gesamte Team, seine Energie und seinen Ehrgeiz! 

Ein Highlight ist zudem die Ausweitung der Zusammenarbeit in Polen mit der International Finance Corporation (IFC), einer Weltbank-Tochter. Dieser Erfolg ist auf die reibungslose Zusammenarbeit zwischen fünf Ländern und vielen Abteilungen bei EOS zurückzuführen.  

Wie steht es um Westeuropa?

Sebastian Pollmer:
Trotz Gegenwind in einzelnen Ländern ist das Jahr für die Region gut verlaufen, mit einem erreichten Umsatz von 323,4 Millionen Euro. Frankreich hat nicht nur seinen 30. Geburtstag gefeiert, sondern eine starke finanzielle Leistung gezeigt und konnte zusammen mit einem Co-Investor mit dem Ankauf eines Rekordportfolios über einen Nennwert von 364 Millionen Euro punkten. Auch Dänemark ist im Jahr seines zehnjährigen Bestehens mit starker Performance weiter auf gutem Kurs und konnte zwei große Forward-Flow-Verträge mit führenden Verbraucherkredit-Banken schließen. Portugal ist nach nur zwei Jahren bereits auf dem Markt etabliert und sprintet weiter zum Erfolg.

Und wie präsentiert sich Zentraleuropa?

Stephan Ohlmeyer:
Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatten wir in Deutschland viele Umstrukturierungen. Diese Maßnahmen beginnen nun, Früchte zu tragen. Dabei leisten die Mitarbeiter*innen großartige Arbeit – Danke an alle! Hervorheben möchte ich Slowenien mit einer hervorragenden Leistung auf einem vergleichsweise kleinen Markt. Für die Zukunft bin ich sehr zuversichtlich – denn die neue Region Zentraleuropa wird eine Menge positive Effekte für unsere Zusammenarbeit haben.
Stephan Ohlmeyer, Mann in hellblauem Hemd steht lächelnd in einem hellen Raum

Die neue Region Zentraleuropa wird enorme Synergien für die gemeinsame Geschäftsentwicklung schaffen und ist ein Gewinn für die gesamte EOS Gruppe.

Stephan Ohlmeyer
Geschäftsführer der EOS Gruppe und zuständig für Zentraleuropa

Schauen wir auf das kommende Geschäftsjahr. Wie sind die Aussichten einzuschätzen?

Marwin Ramcke:
Die unsicheren makroökonomischen Zeiten werden bleiben. Aber wir haben den professionellen Umgang mit Unsicherheit zu unserer Stärke gemacht, können resilient und flexibel agieren und uns auf die besten Lösungen für unsere Kund*innen konzentrieren. Unser Schwerpunkt wird weiter auf Investitionen in Non-Performing-Loans (NPL) liegen, denn sie bilden die Basis unseres Geschäfts. Dabei bleiben auch Co-Investments Teil unserer Strategie.

Unser 50-jähriges Jubiläum in diesem Jahr macht uns dabei noch einmal bewusst: Wir blicken auf eine starke Entwicklung und viele Highlights zurück. Unser Geschäft stabilisiert die Wirtschaft und fördert Wachstum – und das seit 1974. Darauf können wir stolz sein. Ich freue mich sehr, in diesem Geschäftsjahr unseren runden Geburtstag kräftig zu feiern!

Natürlich ruhen wir uns darauf nicht aus. Wir leben Innovation und treiben Veränderung voran – damit werden wir auch weiterhin erfolgreich sein. 

Justus Hecking-Veltman:
Einer unserer großen Vorteile ist, dass wir in mehr als 20 Ländern operativ tätig sind. Das sorgte für ein regional diversifiziertes Portfolio. Auch hinsichtlich der Assetklassen sind die Risiken gestreut in besicherte Forderungen, Immobilien und insbesondere unbesicherte Forderungen. Nicht alles gelingt uns gleich gut, aber unsere Teams haben eine hohe Bewertungskompetenz und wir waren bei den Investitionsentscheidungen sorgfältig und insgesamt erfolgreich. Trotz des ökonomisch und insbesondere politisch schwierigen Umfelds können wir deshalb zuversichtlich auf das begonnene Geschäftsjahr schauen.

Was haben sich die Regionen vorgenommen?

Carsten Tidow:
Die genannte Kooperation mit der IFC wird zentral sein: Über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren werden wir gemeinsam in Polen investieren. Zudem ist es mir sehr wichtig, verstärkt Räume für den internationalen Austausch von Ideen und Wissen zu schaffen und damit die Vorteile unserer internationalen Gruppe zu nutzen. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Ausbau der Robotic Process Automation (RPA), an dem wir in vielen Ländern arbeiten. Die Technologie entlastet Mitarbeitende von zahlreichen repetitiven Aufgaben und steigert Effizienz und Qualität im Forderungsmanagement. 
Carsten Tidow, Mann mit einem hellblauen Hemd sitzt locker in einem hellen Raum.

In vielen Ländern arbeiten wir am Ausbau der Robotic Process Automation (RPA). Die Technologie entlastet Mitarbeitende und steigert Effizienz und Qualität im Forderungsmanagement.

Carsten Tidow
Geschäftsführer der EOS Gruppe und zuständig für Osteuropa
Stephan Ohlmeyer:
In der neuen Struktur für Zentraleuropa werden wir die Geschäftsentwicklung konsequent ausbauen. Wir wollen eine neue Aufgeschlossenheit schaffen, neue Kapitalpartner finden und neue Erlösfelder erschließen. Ein Beispiel: In der Region Zentraleuropa ist das Volumen der angebotenen unbesicherten NPLs rückläufig. Deshalb wollen wir die Investitionen in besicherte NPLs ausbauen. Manche Länder haben das passende Know-how bereits, davon können andere profitieren.

Sebastian Pollmer:
Mein Fokus für Westeuropa liegt auf Digitalisierung, innovativen Refinanzierungskonzepten und Vielfalt. Ein wunderbares Beispiel für digitale Optimierung ist Kollecto+, die zentrale webbasierte Inkassosoftware der EOS Gruppe. Die Einführung in Spanien war ein Glanzlicht internationaler Zusammenarbeit: Das Projekt lebt von gemeinsamer Expertise und dem Engagement unserer Teams in Rumänien, Spanien, Deutschland, Kroatien und Polen. Auf solchen Erfolgen wollen wir aufbauen.
Marwin Ramcke, Mann im dunkelblauen Anzug und weißem Hemd sitzt auf einem Stuhl in einem hellen Raum.

Wir handeln verantwortungsvoll. Damit sind wir ein zuverlässiger Partner für Banken und Unternehmen, die sich so auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Marwin Ramcke
CEO der EOS Gruppe

Internationalität ist die große Stärke von EOS. Welche weiteren Erfolgsfaktoren machen die EOS Gruppe bereit für die Herausforderungen des nächsten Geschäftsjahres?

Marwin Ramcke:
Absolut richtig – dass wir international aufgestellt sind, reduziert nicht nur Risiken, sondern ermöglicht auch das Teilen von Best Practices über Grenzen hinweg. So lernen wir kontinuierlich voneinander und profitieren von der Diversität unserer Gruppe. 

Ein weiterer Faktor: Wir handeln verantwortungsvoll. Damit sind wir ein zuverlässiger Partner für Banken und Unternehmen, die sich so auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Aber das Wichtigste ist: Wir haben die richtigen Leute mit dem richtigen Spirit am richtigen Platz! Das vergangene Geschäftsjahr hat mir wieder deutlich gezeigt: Als Team können wir bei EOS alle Herausforderungen meistern. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sie wollen mehr über das Geschäftsjahr 2023/24 bei EOS wissen? Kontaktieren Sie uns gerne! 

Bildnachweis: Andreas Sibler