Worauf es bei internationalen Forderungskäufen ankommt.

Kein Anruf ersetzt ein persönliches Gespräch – darum beginnt der Arbeitstag von Karel Smerak oft am Flughafen. Wir haben den Spezialisten für Forderungskäufe in Osteuropa eine Woche lang begleitet.

  • Der Handel mit notleidenden Krediten (NPL) boomt, insbesondere in Osteuropa.
  • Das EOS Transaction Center NPL Secured für Osteuropa unterstützt Teams vor Ort.
  • Direktor Karel Smerak erklärt, worauf es bei Forderungskäufen ankommt.
Internationaler Forderungskauf: NPL-Spezialist Karel Smerak in der Bahn.

Montagmorgen, Flughafen Hamburg. Sicherheitskontrolle, Boarding, anschnallen, ready for departure: für Karel Smerak der Start in eine ganz gewöhnliche Arbeitswoche.

Smerak ist einer von drei Direktoren des Transaction Center NPL Secured für Osteuropa. NPL steht für „non-performing loans“, sogenannte notleidende Kredite. In Osteuropa kauft EOS jedes Jahr mehrere Hundert NPL-Pakete. Die Aufgabe von Smerak und seinem Team: „Wir unterstützen die lokalen Teams von Hamburg aus, vor allem bei großen und komplizierten Fällen.“

An seinem Hamburger Schreibtisch sitzt Smerak jedoch selten. Bis zu zehn Tage ist er pro Monat unterwegs. An diesem Tag fliegt er in die slowenische Hauptstadt Ljubljana. Mit Teamchef Janez Klancar bespricht er dort den Kauf eines Portfolios, zu dem auch „Secured NPL“ gehören, also Forderungen, die beispielsweise durch Immobilien abgesichert sind.

Der Handel mit non-performing loans ist komplex. In Excel-Tabellen müssen Hunderte von Feldern ausgefüllt werden: geschätzter Marktwert. Geschätzter Erlös bei einer Zwangsversteigerung. Geschätzte Dauer für eine Einigung mit der säumigen Zahlerin oder dem säumigen Zahler. Am Nachmittag trifft Smerak deshalb erfahrene Juristen und Corporate-Finance-Berater, die dem Team bei den Bewertungen zur Seite stehen sollen.

Internationaler Forderungskauf: Dariusz Petynka, Geschäftsführer von EOS in Polen.

Forderungen verkaufen: Ohne persönlichen Kontakt geht es nicht.

Dienstagfrüh folgt ein Meeting mit potenziellen Co-Investoren. „Guter persönlicher Kontakt ist unerlässlich“, sagt Smerak: „Wenn der Deal klappt, sind wir auf lange Zeit aneinandergebunden. Bis die letzte Immobilie aus einem Portfolio zwangsversteigert ist, können sieben Jahre vergehen.“ Abends fliegt Smerak zu seinem Hauptwohnsitz Wien. Für seinen Job der perfekte Standort. „Hier ist eine wirtschaftliche Drehscheibe für alle benachbarten Länder: Bei vielen unserer Transaktionen sind österreichische Banken beteiligt.“

Mittwochmorgen ist Smerak wieder auf dem Weg in eine davon – Warschau. Mit Dariusz Petynka, Geschäftsführer von EOS in Polen, geht er die Transaktionen durch. Wo ist das „Onboarding“ abgeschlossen, die Übertragung der Forderungsrechte des Kunden? Welche Fälle befinden sich im gerichtlichen Verfahren? „In der Regel machen wir solche Bestandsaufnahmen nur einmal pro Quartal“, sagt Smerak. Aber in Polen boomt das Geschäft, deshalb ist er nun schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hier. Einst betreuten fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Bereich besicherter Forderungen, mittlerweile sind es 30 Kolleginnen und Kollegen. „Da gibt es viel zu organisieren. Das kann man nicht alles am Telefon klären.“

Bis die letzte Immobilie aus einem Portfolio zwangsversteigert ist, können sieben Jahre vergehen.
Karel Smerak, einer von drei Direktoren des Transaction Center NPL Secured für Osteuropa.
Internationaler Forderungskauf: eine Abflugtafel am Flughafen.

Regel Nummer eins: immer nur Handgepäck.

Mittwochabend fliegt Smerak zurück nach Hamburg. Wie immer nur mit Handgepäck. „Das ist Regel Nummer eins beim Fliegen“, sagt er. Regel Nummer zwei lautet: immer einen Platz in den vorderen Reihen reservieren. „Zusammen macht das bei jedem Flug 15 bis 20 Minuten aus. Über die Woche addiert sich da was zusammen.“

Die letzten zwei Tage der Woche verlaufen entspannt. Das bedeutet: vor allem nachbereiten und vorbereiten. Smerak prüft Details eines Joint-Venture-Vertrags in Slowenien. Er plant NPL-Konferenzen – unter anderem in Athen, London und Stockholm. Und natürlich: Wie und wann er anreist. Fast Lane, Handgepäck, Sitzplatz in der ersten Reihe – ready for departure.

Photo Credits: Achim Multhaupt (2), Dariusz Iwanski / EOS, Stuart Gleave / Getty Images