Zahlungsmoral: Noch nie war sie in Europa so gut. Aber wie lange noch?

Vier von fünf Kunden in Europa zahlen ihre Rechnungen pünktlich. Schon seit fünf Jahren hält dieser Trend der Zahlungsmoral an. Aber die schwächelnde Konjunktur lässt eine wachsende Zahl von Unternehmen kritisch in die Zukunft blicken

  • 81 Prozent der Europäerinnen und Europäer bezahlen derzeit ihre Rechnungen pünktlich.
  • Konjunktur flaut ab: Niedrigster Ifo-Geschäftsklimaindex seit 2014.
  • Zukunftsaussichten pessimistisch: Wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst Zahlungsmoral negativ.

Unternehmen in Europa können sich über reibungslose Geschäftsabläufe freuen, denn: Die Zahlungsmoral der Kunden ist so hoch wie nie. Vier von fünf Europäerinnen und Europäern (81 Prozent) bezahlen ihre Rechnungen pünktlich. Dies ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten“ 2019, die Kantar im Auftrag des Finanzdienstleisters EOS bereits zum zwölften Mal in 17 Ländern durchgeführt hat.

Deutsche zahlen am pünktlichsten.

Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits seit 2014 andauert. Erst im vergangenen Jahr hatte sich die Zahler-Quote zum fünften Mal in Folge auf einen neuen Spitzenwert von 79 Prozent erhöht. Bei Privatleuten liegt sie mit 84 Prozent höher als bei Geschäftskunden (79 Prozent). Die höchste Bezahlquote hat Russland mit 89 Prozent. Spitzenreiter in Westeuropa sind dieses Jahr deutsche Kundinnen und Kunden, die zu 86 Prozent ihre Rechnungen pünktlich begleichen. Danach folgt mit 85 Prozent Dänemark, das vergangenes Jahr in Westeuropa den ersten Platz belegte. Im Gesamtschnitt liegt die Quote in osteuropäischen Ländern mit 80 Prozent jedoch leicht unter der der westeuropäischen (83 Prozent).

Einer der entscheidenden Gründe für den positiven Trend ist die stabile wirtschaftliche Lage. 2018 war die durchschnittliche Kaufkraft in Europa nach einer Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) um 2,5 Prozent angestiegen. Ein weiterer Grund scheinen die vorgegebenen Zahlungsziele zu sein. Ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Je kürzer die Zahlungsziele, umso höher die Quote der termingerechten Zahlungen. So geben beispielsweise Unternehmen in Deutschland und Dänemark vergleichsweise kurze Zahlungsziele mit 23 bzw. 24 Tagen vor – in Gesamteuropa liegt der Durchschnittswert bei 33 Tagen.

Prognose: Geschäftsklima sinkt auf den tiefsten Stand seit Jahren.

Fraglich ist, ob diese Entwicklung anhält. Die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) etwa prognostiziert, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt über das Jahr 2019 lediglich um 0,7 Prozent zulegen wird – das ist die Hälfte von 2018.

Und noch mehr: Die Konjunktur flaut weiter ab, der Ifo-Geschäftsklimaindex erreicht in diesem Jahr den niedrigsten Stand seit 2014. Experten rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung weiter sinkt. Auch in der übrigen Eurozone und in China schwächelt das Wachstum.

„Und die wirklichen Krisen kommen ja erst noch“, sagt Klaus Engberding, Vorsitzender der Geschäftsführung der EOS Gruppe. „Themen wie Brexit oder der US-chinesische Handelskrieg sind so oft in den Nachrichten, dass der Ernst der Lage bereits in der Wahrnehmung abebbt. Aber die Folgen sind sehr real und werden auch die Unternehmen hart treffen.“

Die Folgen von schlechter Zahlungsmoral dürfen nicht unterschätzt werden, sie bedeuten für die Unternehmen Gewinneinbußen und Liquiditätsengpässe.
Klaus Engberding, CEO

Krisen schlagen auf Zahlungsmoral durch.

In der Studie zeichnet sich diese Entwicklung schon ab. Europaweit glauben 24 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer, dass die Zahlungsmoral im kommenden Jahr sinken wird. Verunsicherung trifft auch sehr stabile Länder wie Dänemark, wo bisher 85 Prozent der Kundinnen und Kunden termingerecht ihre Rechnungen bezahlen: Hier rechnen inzwischen 13 Prozent mit einem Nachlassen der Zahlungsmoral, im Vorjahr waren es noch 8 Prozent.

Zahlungsmoral: EOS CEO Klaus Engberding
„Die Folgen von schlechter Zahlungsmoral dürfen nicht unterschätzt werden“, sagt Engberding, „sie bedeuten für die Unternehmen Gewinneinbußen und Liquiditätsengpässe.“ Die Konsequenzen können fatal sein: 14 der west- und 16 Prozent der osteuropäischen Unternehmerinnen und Unternehmer gaben an, dass im Fall von Zahlungsausfällen ihre Existenz bedroht sei.

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